Sozialgeschichte der Uhrenindustrie

Kiss Kiss – Verkaufsförderung durch einen modernen Sales-Folder

geschrieben am: 25.11.2014 von: Annemarie Conradt-Mach in Kategorie(n): Uhrenfabrik Mauthe, Kiss Kiss-Projekt

Zur Weltpremiere des Kiss Kiss-Weckers schufen die Designer der Ponder AG für Mauthe einen „Sales-Folder“, der die Händler bei dem Verkauf des Kiss Kiss unterstützen sollte.

Deckblatt des Kiss Kiss-Salesfolder

Mauthe Weltpremiere – Deckblatt des Salesfolder (gedruckte Unterlage zur Unterstützung eines Verkaufsgesprächs)

Das riesige Hochglanz-Heft im Format DinA3 trug den Titel „Weltpremiere“ und versuchte die Händler von der Kiss Kiss-Idee zu überzeugen ((Mauthe-Archiv, Kiss Kiss III)) .

Seite 2 und 3 des Salesfolder

Seite 2 und 3 des Salesfolder

Mauthe löse die Probleme des Weckermarkts, auf dem es angeblich zu viele Marken aber keine Markenartikel gebe. Der neue Markenartikel sei in der Lage die Arbeitsbelastung des Handels, die Vielfalt der Händler-Entscheidungen zu minimieren.

Seite 4 und 5 des Salesfolder

Seite 4 und 5 des Salesfolder

Die Antwort auf alle Probleme sei die erste weiche Uhr der Welt, der Wecker, der sich grundsätzlich von allen anderen Weckern unterscheide…

Seite 5 und 6 des Salesfolder

Seite 5 und 6 des Salesfolder

… und für jeden Geschmack geeignet sei: für Unternehmungslustige, für fröhliche, für die Freunde des Trachtenlooks, für alle, die es kuschelig mögen, für junge Leute und für den romantischen Typ. Bei den Uhrwerken handle es sich um Spitzenqualität!

Seite 7 und 8 des Salesfolder

Seite 7 und 8 des Salesfolder

Die Firma Mauthe bringe rechtzeitig vor Weihnachten „ganzseitige 4-farb-Anzeigen in den auflagenstärksten Blättern und sorge damit für den Absatz des Kiss Kiss in den Uhrenfachgeschäften. Ein einfaches problemloses Geschäft wurde versprochen.

Seite 9 und 10 des Salesfolder

Seite 9 und 10 des Salesfolder

In den Geschäften sollte der Kiss Kiss ein Blickfang werden durch eigens bereitgestelltes Werbematerial für die Schaufenster, durch „stumme Verkäufer“ im Laden oder am Verkaufsstand der Kaufhäuser, durch zusätzliches anpassungsfähiges Werbematerial für den Einzelhändler, und wer es mochte, der konnte auch ein „Kiss Kiss-Promotion-Girl“ für Großaktionen bestellen.
Bei den angesprochenen Fachhändlern allerdings kam diese neue Art der Verkaufsunterstützung weniger gut an. Diese neue Werbe-Strategie sei wenig geeignet, befanden sie, das Format des Sales-Folder sei zwar unter Design-Gesichtspunkten vielleicht gut, aber ansonsten eher unpraktisch, weil es in keinen Ordner passe. (( Mauthe-Archiv Kiss Kiss IV, Aktennotiz vom 23.10.1974, „Format des sales-folder in der Praxis unmöglich;“ das Produkt sei für einen Werbefachmann schön, für den Verkäufer aber wenig geeignet, weil die Abmessungen nicht zu den üblichen Unterlagen passen.)) Der Markenartikelgedanke wurde ebenfalls nicht begrüßt. Der Einzelhandel glaubte auf diese Weise könne er sich beim Endverbraucher nicht als „fachlich versiertes Unternehmen profilieren“ und fühlte sich durch die vorgesetzte Produktwerbung eher entmündigt als unterstützt ((a.a.O. Dieter Reiber an Dr. P.H. Witthöft, Königstein v. 8. 10.1974)) .

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